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Braunbrustschilfnonnen Artikel

in Braunbrustnonne (Lonchura castaneothorax) 06.06.2008 13:22
von finkenfranke (gelöscht)
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Braunbrust-Schilfnonnen
Munia castaneothorax

Wohl zu den häufigsten Prachtfinken Australiens und Neuguineas zählen die braunbrüstigen Schilfnonnen, von denen man in den fünfziger Jahren fünf Unterarten unterschied.
Heute kommt vornehmlich die Unterart Munia castaneothorax assimilis sowie die Unterart
M.c.sharpei - Zwergschilfnonne in den Anlagen unserer Züchter vor.
Die Nominatform Munia.c. castaneothorax ist kaum noch zu finden. Als weitere Unterarten werden Munia c.uropygialis, Munia.c.ramsayi früher nigriceps und M.c.boschmai aufgeführt. Wobei diese in unseren Anlagen nicht vertreten sein dürften.
Eventuelle gibt es Einzelexemplare, welche mit den letzten Importen von Zwerg-Schilfnonnen nach Europa kamen. Es lässt sich natürlich auch nur schlecht nachvollziehen, ob eventuell im Laufe der, seit vielen Jahren, bestehenden Ausfuhrsperre aus Australien, Vermischungen der Unterarten, in unseren Anlagen stattgefunden haben.
Ich kann mich noch gut erinnern, vor einigen Jahren bei einem Zuchtfreund eine große Braunbrustnonne mit recht hellgrauen Oberkopf gesehen zu haben. Ich war zu damaliger Zeit der Auffassung, das es sich hier um einen Mischling zwischen einer großen Unterart und der Zwerg-Schilfnonne handelt.
Heute würde ich diesen Vogel der Unterart M.c.uropygialis von Papua-Neuguinea zuordnen.
Was aus dem Vogel geworden ist, kann ich leider nicht sagen.

Ich selbst hielt im Laufe meiner 34 jährigen Züchterpraxis, alle drei Unterarten sowie Weißbrust- Schilfnonnen. Von allen konnte ich mit unterschiedlichem Erfolg Jungtiere nachziehen. Seit gut 5 Jahren halte ich nur noch die Unterart M.c. assimilis mit 4 - 5 möglichst blutsfremden Paaren.
Die verwandtschaftlichen Beziehungen, meiner Vögel, kann ich lückenlos bis zum Jahre 1982 zurückverfolgen.

Braunbrust-Schilfnonnen sind ein Musterbeispiel, dafür wie man mit wenigen und schlichten Farben durchaus ansprechen aussehen kann.
Auf die Beschreibung der Tiere möchte ich verzichten. Lediglich die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale der Unterarten lasse ich in einer Übersicht folgen.

Die Geschlechter lassen sich, bei den großen Arten, optisch nur schlecht unterscheiden.
Hier hilft nur der Gesang, welcher durch die jungen Männchen schon in der Zeit der Umfärbens in das Adultgefieder, teilweise recht lückenhaft vorgetragen wird.
Meine Weibchen der Unterart M.c.assimilis sind auf dem Unterbauch etwas zimtbrauner.
Die Brust etwa einen Ton heller und das Brustband ist oft schmaler und teilweise leicht unterbrochen.
Ich habe aber auch schon Vögel bei Zuchtfreunden sehen können, wo erst nach dem zweiten oder dritten Blick, für mich, die Geschlechter zu unterscheiden waren.
Bei der Zwerg-Schilfnonne lassen sich nach der zweiten Mauser optisch Männchen und Weibchen,
auf Grund der Kopfplattenfärbung auseinander halten.
Männchen sitzes immer etwas stolzer auf dem Ast. Weibchen halten sich öfter im Hintergrund.
Wenn man sich viele Jahre mit Schilfnonnen beschäftigt, bekommt man auch für solche Details einen Blick.
Aber auch ich muß mich oft einige Zeit nehmen, um die Tiere zu beobachten. Ich kennzeichne alle meine Vögel mit offenen Farbringen wenn ich das Geschlecht festgestellt habe, dann bekommen die Männchen einen schwarzen und die Weibchen einen weißen Ring aufgezogen.

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Somit ist es mir möglich, auch aus der Gruppe heraus die gesuchten Tiere zu bestimmen und zu fangen.

Braunbrust-Schilfnonnen leben in ihrer Heimat größtenteils in den küstennahen Landschaften und halten sich meist in Schilf- und Graswildnissen, an Flussufern und in der Nähe von Lagunen auf. Diese Lebensräume sind auch der Grund für das schnelle Krallenwachstum. Diese Tatsache nötigt uns als Züchter zur Kontrolle und zum Verschneiden der Krallen. Ich führe dies zwei Mal jährlich und natürlich bei Notwendigkeit durch.
Lange Krallen können zu Verletzungen der Vögel führen. Weiterhin besteht die Gefahr, dass die Tiere in der Volierenausrüstung hängen bleiben. Auch ist bei zu langen Krallen die Gefahren der Beschädigung der Gelege zu sehen. Weiterhin sind die Männchen nur schlecht in der Lage die Eier zu befruchten.
Auf Grund ihrer angepaßten Lebensweise, fliegen Schilfnonnen oft nicht, sondern erreichen ihr Ziel auch kletternd. Selbst in mit Kiefernzweigen ausgerüsteten Volieren bewegen sie sich ohne Probleme auch zwischen den Zweigen.

Braunbrust-Schilfnonnen sind recht anspruchslose Voliereninsassen.
Sie sind relativ robust und auch bei Temperaturschwankungen in den Volieren nicht empfindlich.
Selbst halte ich meine Tiere, wenn sie noch nicht verpaart sind, im Schwarm. Hat sich ein Paar gefunden, kommen sie in eine separate Voliere mit anderen 2 - 3 Prachtfinkenpaaren.
In den Wintermonaten halte ich meine Vögel nach Geschlechtern getrennt. Beginnt die Zuchtperiode und meine Vögel kommen zurück in die Volieren, so sind die alten Paare gleich wieder ein Herz und eine Seele.
Die Männchen singen sehr viel ihre Weibchen an und wollen sie gleich befliegen.

Zu bemerken wäre noch die Tatsache, das bei Schwarmhaltung immer ein Paar dominiert.
Erst wenn dieses Paar aus der Voliere entfernt wird, zeiget sich das nächste Männchen bzw. Paar und dominiert weiter.

Die Volieren und anderen Behältnisse sollten naturnah ausgestattet werden. Wichtig sind senkrechte Sitzgelegenheiten. Hier können sich die Tiere ausleben und auch ihre Krallen abnutzen.
Selbst verwende ich recht viele Kiefernzweige, welche an den Wänden befestigt sind.
Diese werden sehr gern für die Nistplatzanlage durch meine Vögel genutzt.
Hier bauen die Schilfnonnen freistehende Nester aus Heu und Kokosfaser. Das Innere wird teilweise auch mit Federchen, Fasern und weichen Material ausgepolstert.
Meine Tiere nutzen aber auch gern die verschiedensten Arten von Nistkästen.
Sie bauen sehr vollluminöse Nester mit einer leichten und überhängenden Einschlupfröhre.
Die Gelege bestehen im Durchschnitt aus fünf Eiern.
Junge Paare fangen die erste Brut oft nur mit drei oder vier Stück an. Ist die erste Brut problemlos abgelaufen, erweisen sich die Tiere in der Zukunft sehr oft als zuverlässige und fürsorgliche Eltern.

Sollte ein Paar keine Anstalten zur Brut machen, kann man in die Nebenvoliere ein feuriges Männchen setzen.
Das Männchen des Paares wird nun mit ständig zunehmenden Gesang um sein Weibchen werben.
Wichtig ist natürlich auch die Tatsche, dass die Tiere nicht zu jung sind.
Mit 9 - 10 Monaten muss man absolut noch keine Brutversuche starten.
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Obwohl es laut Literaturangaben schon mit 4 - 5 monatigen Exemplaren geklappt haben soll.
Die Gefahr der Überlastung und der Legenot sind aber sehr groß.
Ich sehe diese Verhalten solcher Züchter als Tierquälerei an.

Die Nestkontrolle ist jederzeit möglich.
Die Tiere sind nicht schreckhaft und suchen sofort das Nest wieder auf.
Teilweise schauen sie beim Betreten der Voliere aus dem Nest und beobachten ganz ruhig die Geschehnisse im Umfeld. Erst wenn man nur noch wenige Zentimeter vom Nest entfernt ist, verlassen sie diese.
Sie sind aber nicht kopflos sondern fliegen ganz gezielt und beobachten aus einiger Entfernung des Treiben.
Wenn sie keine Gefahr erkennen ziehen sie sich wieder zum Brüten oder Hudern zurück.

Ich habe die Erfahrung gemacht, das sich alle Prachtfinken kontrollieren lassen. Es ist natürlich, wie bei vielen Sachen, eine Frage der Gewöhnung.
Kontrollen der Nester führe ich schon im Vorfeld der Brut durch.
Wichtig ist natürlich auch der ruhige Umgang mit den Vögeln.
Selbst empfindliche Arten gehen bei mir nach kurzer Zeit wieder in das Nest zurück.
Am günstigsten lässt sich hier aber die Zeit der Futter- und Wasseraufnahme ausnutzen.
Leider bin ich selbst, aus beruflichen Gründer, nicht immer zeitlich in der Lage diese zu nutzen.
So das ich auch ab und an ein Nest kontrolliere, wenn ein Elterntier in diesem ist.
Ich musste auch schon erleben, das einige meiner Vögel auf den Nestern verbleiben und fast von den Eiern oder auch Jungtieren gehoben werden mussten. Dieses Verhalten kennne ich auch von den Spitzschwanz- und Gouldamadinen, Silberschnäbelchen und Muskatfinken.

Die kleinen Küken wachsen in den ersten Tagen recht langsam und man hat ab und an das Gefühl, als ob ihnen etwas fehlen würde. Spätestens mit dem Aufbrechen der ersten Federn sieht man sie deutlich wachsen.
Hier ist dann auch der richtige Zeitpunkt der Beringung abzupassen.
Meine Jungtiere beringe ich zwischen dem siebenten und neunten Tag.
Die günstigste Ringgröße sind 2,7 mm. 2,5 ist oft zu eng und 3,0 mm zu weit.
Es können sich auf Grund der unterschiedlichen Ringgrößen Probleme einstellen.
Als Nachteil ist natürlich auch die Tatsache zu sehen, daß die großen deutschen Bundesverbände bei vielen Sachen sich bisher nicht einig sind oder sich nicht abgestimmt haben. So ist es auch oft, bei den vorgegebenen
Ringgrößen.
Auf alle Fälle ist zum Wohle der Vögel, in Zukunft noch viel zu tun.

Unsere Braunbrustnonnen sind in vielerlei Hinsicht recht liebenswerte Pfleglinge. Sie sind sehr verträglich und auch gut für einen Volierenmischbesatz geeignet. Ich hielt sie schon im Laufe der Jahre mit allen anderen australischen, afrikanischen und asiatischen Prachtfinken, amerikanischen Farbfinken, Ammern und Kleintäubchen, Augenring-Sperlingspapageien, Aymara-, Stanley-, Sing- und Wellensittichen zusammen.
Warnen möchte ich aber vor der Zusammenhaltung mit anderen Nonnen, Fasänchen, Elsterchen und Mövchen. Hier kann es vorkommen, das diese untereinander fremd gehen.
Ich hatte vor Jahren schon Mischlinge mit Silberschnäbelchen und Muskatfinken. Hier gilt es vorzubeugen.

An die Ernährung stellen sie keine großen Ansprüche. Dies soll aber nicht bedeuten, das wir sie nur mit einem Körnerfuttergemisch ernähren.
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Meine Vögel erhalten eine ausgewogene Exotenmischung mit einem hohen Hirse und Glanzanteil.
Zusätzlich bekommen sie noch eine Unkrautsaatenmischung, sehr viel verschiedene Grassaaten,
Rote Kolbenhirse, Quellfutter, Eifutter mit Möhre und Sausage Ruske. Dieses wird noch mit Thymian, sowie ab und an mit Knoblauchpulver und Bierhefe versetzt.
In den Sommermonaten gibt es sehr viel Grün- und Unkräuter aus dem Garten und der freien Natur.
Silberhirse, grüne Borstenhirse und viele Grassaaten halbreif, welche auch eingefroren werden.

Für den Winter sammele ich gemeinen Löwenzahn und Brennesseln. Diese schneide ich mit dem Messer grob
klein. Gebe sie dann zum trocknen auf ein mit Zeitungspapier ausgelegtes Sieb. Wenn sie gut luftgetrocknet sind, zerreibe ich sie und gebe sie in Plastegefäße oder Gläser. Diese decke ich mit einem Tuch ab, damit die Kräuter noch nachtrocknen können und kein Schimmel entsteht.
Diese getrockneten Pflanzenteile gebe ich dann unter das Eifutter, welches meine Tiere zwei mal wöchentlich, in keinen Portionen, bekommen. Die Grünanteile werden immer als Erstes gefressen.

Wichtig ist eine gute Grit- und Mineralstoffmischung. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Legapan und Mykostin gemacht. Legenot und Schwächung der legenden Weibchen konnte ich, bei der Anwendung dieser beiden Sachen, seit Jahren nicht mehr feststellen.
Wichtig ist für die Vögel das Vorhandensein von frischen Wasser und Badegelegenheiten.
Sie baden bis zur Flugunfähigkeit und sind dann nur noch in der Lage sich, am Volierendrat kletternd, auf die Äste zurückzuziehen. Dort wird dann ausgiebig geputzt und die Sonne trocknet das Gefieder.

Ich finde es noch erwähnenswert, das meine Braunbrust-Schilfnonnen, im Vergleich mit den anderen Prachtfinken, recht robust und kaum krank sind.
Ich kann die Braunbrust-Schilfnonnen jeden Interessierten Züchter nur empfehlen.
Weitere Infos um meine Vogelzucht finden Sie auf meiner Homepage: http://www.finkenfranke.de .

Mit meinem Artikel erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Verweise auf meinen Artikel zum Thema, im Kanarienfreund 46/94 Seite 646 ff .

Eugen Franke, Aschersleben


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